Wenn Menschen in eine Gruppe kommen, dann sehen sie u.U. etwas sehr Unterschiedliches – selbst wenn es genau die gleiche Gruppe ist, mit den gleichen Menschen, in der ansonsten gleichen Situation. Das liegt daran, dass Menschen unterschiedliche Motive haben und in ihrer Umwelt nach Gelegenheiten suchen, diese Motive zu befriedigen (hier ist im Übrigen noch ein weiterer Blogbeitrag über Gruppen, der sich mit dem Autismus von Gruppen befasst).

Aber was sind eigentlich Motive? Man muss dabei zunächst einmal aufpassen, den Begriff vom Alltagsbegriff Motivation zu unterscheiden. Bei Motiven handelt es sich nämlich um sogenannte Dispositionen, die uns nach bestimmten wertgeladenen Zuständen streben lassen.

Aha.

Der Begriff ist aber eigentlich relativ schnell und einfach erklärt. Grob gesagt, handelt es sich um eine dauerhaft in uns angelegte Bereitschaft, auf eine bestimmte, uns eigene Art auf bestimmte Umweltbedingungen zu reagieren. Und indem wir dies tun, versuchen wir wertgeladene Zustände zu erreichen, d.h. Zustände, die wir als positiv wahrnehmen. Und dieses tun wir mit Energie, hoher Bereitschaft und gleichzeitig mit einer gewissen Leichtigkeit.

Die Gruppe, von der ich oben sprach, stellt dabei die Umweltbedingung dar. Und wir können uns gleich einmal vorstellen, dass es nicht nur irgendeine Gruppe ist, sondern ein professionelles Sportteam auf dem Weg, dieses Jahr die Meisterschaft zu erreichen.

Was sehen die Menschen, die zu diesem Team stoßen also in diesem Team? Das genau hängt von ihren Motiven ab. Im Wesentlichen unterscheiden wir in der Psychologie zwischen wenigstens vier Motiven:

  • Leistungsmotiv
  • Anschlussmotiv
  • Machtmotiv
  • Freiheitsmotiv

Wenn wir jemandem ein hohes Leistungsmotiv attestieren, dann handelt es sich um eine Person, für die der Aspekt der Leistung einen hohen Stellenwert im Leben hat. Dieser hohe Stellenwert bewirkt, dass diese Person ihre Umwelt nach Gelegenheiten scannt, die es erlauben, Leistung zu erbringen. Also nach Gelegenheiten, das Leistungsmotiv zu befriedigen. In einem professionellen Sportteam ist das fabelhaft möglich: hier kann man in Konkurrenz treten, sich messen, Ziele erreichen, Wettkämpfe bestreiten, usw.

Die Vermutung ist berechtigt, dass Mitglieder professioneller Sportmannschaften ein hohes Leistungsmotiv haben und sich dieses im Team wunderbar entfalten kann.

Aber die Realität ist komplexer. Und diese Komplexität muss berücksichtigt werden, wenn ein Team Höchstleistung erbringen soll.

Denn hoch leistungsmotiviert zu sein, schließt überhaupt nicht aus, auch noch andere Motive in sich zu tragen. Jemand mit einem hohen Anschlussmotiv kommt also in eine Gruppe und sieht darin die Gelegenheit, in Kontakt zu treten, Beziehungen zu leben, Bindungen einzugehen, usw. (im Übrigen zählt Bindung und Anschluss zu den psychologischen Grundbedürfnissen jedes Menschen). Jemand mit einem hohen Machtmotiv sieht hingegen in dieser Gruppe die Gelegenheit, andere zu unterstützen, sie in ihrer Entwicklung zu begleiten, in Führung zu gehen, andere zu begeistern, usw. Freiheitsmotivierte Menschen sehen dabei wiederum Möglichkeiten, neue Erfahrungen zu machen, Anerkennung zu bekommen, sich selbst zu verwirklichen, etc.

Bis hierhin sollte klar geworden sein, dass die Umsetzung jedes dieser Motive extrem vorteilhaft für die Performance einer professionellen Sportmannschaft ist. Nicht nur ist es für die konkrete Tätigkeit eines professionellen Sportteams wichtig, dass z.B. Beziehung eingegangen werden, sich wechselseitig unterstützt wird oder sich wechselseitig Anerkennung gegeben wird. Darüber hinaus sind Spieler:innen gegenüber einem Team umso loyaler, je mehr dieses Team Gelegenheit bietet, Motive zu leben. Wir suchen einfach gerne und mit Energie Situationen auf, die für uns „Motivbefriedigungsgelegenheiten“ darstellen.

Eine einseitige Fixierung auf die unmittelbare Leistungsbereitschaft – die wir ohnehin voraussetzen können – lässt also offenbar sehr viel Potenzial brachliegen. Teams können mehr erreichen, wenn die anderen Motive ebenso berücksichtigt werden.

Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass einerseits die Motive der Spieler:innen bekannt sind und andererseits die Befriedigung dieser Motive nicht dem Zufall überlassen wird. Stattdessen müssen bewusst Trainings-Strukturen geschaffen werden, die die Motive der Spieler:innen konkret adressieren.

Die Motive zu messen und Anregungen für eine entsprechende Veränderung der Trainingsstruktur zu geben, ist dabei die Aufgabe eines Mentalcoaches. Ich selbst verwende dafür die PSI-Diagnostik, die die Basis dafür darstellt, ein sehr viel tieferes Verständnis der Spieler:innen zu erlangen.

All dies lässt sich im Rahmen einer Teamentwicklung, in der Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung integriert werden, klären. Wenden Sie sich gerne an mich, wenn Sie dazu Fragen haben!