Ich habe häufig den Eindruck, dass praktisch jeder den Begriff „Achtsamkeit“ kennt – aber niemand so ganz genau weiß, was er eigentlich bedeutet. Dadurch, dass er im Alltag so häufig und unspezifisch gebraucht wird, verliert der Begriff allerdings an Schärfe und seine eigentliche Bedeutung geht verloren. Das ist schade, denn Achtsamkeit ist ein klar definierter Begriff, Achtsamkeitsübungen verfolgen ein klar definiertes Ziel und die positiven Effekte sind eindeutig durch Studien belegt.
Achtsamkeit bedeutet – und das definiert gleichzeitig das Ziel der Achtsamkeitsübungen – radikal im Hier und Jetzt zu sein und dabei gegenüber allem was sich zeigt eine akzeptierende, nicht-wertende Haltung einzunehmen. Das können z.B. Gedanken, Emotionen, Körperregungen oder auch Geräusche im Außen sein. Ausdrücklich orientiert sich Achtsamkeit dabei weder an der Vergangenheit noch an der Zukunft, sondern immer am Jetzt.
Letzteres zeigt sich nicht nur in den Inhalten der entsprechenden Übungen, sondern auch in den Zielen der Achtsamkeit. Sie strebt keine Transformation von einem Zustand A in einen Zustand B an, wie es andere, suggestive Methoden, wie z.B. Trance oder Autogenes Training beabsichtigen.
Stattdessen will sie die Fähigkeit zur Beobachtung schulen, und zwar dessen was jetzt gerade in diesem Augenblick ist. Dabei werden wir uns dieses Prozesses der Beobachtung bewusst und lernen, dabei eine Metaposition einzunehmen. Wir beobachten uns beim Beobachten und erlernen dabei, die Position des Beobachters 2. Ordnung einzunehmen (das erläutere ich in dem Blogbeitrag über Anteile noch einmal etwas mehr). Damit findet eine Desidentifikation mit dem statt, was gerade ist – z.B. negativen Gedanken – was uns hilft, uns nicht davon absorbieren und fortspülen zu lassen und stattdessen bewusste Entscheidung darüber zu treffen, wie wir mit dem umgehen wollen, was um uns herum und in uns geschieht.
Im Übrigen: In der Theorie der Persönlichkeits-System-Interaktion spielt die achtsame Fähigkeit zur Selbstbeobachtung eine wesentliche Rolle für die sogenannte Zweireaktion – genau die Reaktion also, die wir bewusst steuern können. Es lässt sich außerdem testen, wie gut diese Fähigkeit zur Selbststeuerung ausgeprägt ist!
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