Häufig erlebe ich, dass Menschen vor einem Coaching zurückschrecken, da sie das Stigma fürchten, als psychisch krank zu gelten. Dass Coaching und psychische Erkrankung nichts miteinander zu tun haben, habe ich im Blogbeitrag zu mentaler Gesundheit ja bereits erläutert. Aber auch formal und rechtlich ist Coaching streng von Therapie zu trennen. Lösen wir also den Unterschied zwischen Coach, Therapeut und Trainer einmal auf.

Bei der Psychotherapie handelt es sich um eine Heilkunde, deren Durchführung eine Heilerlaubnis nach Psychotherapeutengesetz erfordert. Die Durchführung einer Therapie setzt entsprechend eine Krankheits- oder Störungsdiagnose und darauf basierend den Einsatz von geeigneten Heilmethoden voraus.

Als dies trifft auf Coaching nicht zu. Coaching zielt auf die Aktivierung von Ressourcen und die Hilfe zur Selbsthilfe ab, möchte Impulse geben, Perspektiven beisteuern und bei der Persönlichkeitsentwicklung begleiten. Dabei hat die Klientin oder der Klient ein Anliegen mit einem Leidensdruck, der aber ohne Krankheitswert ist. Coaching ist durchaus mit dem Betreiben von Sport vergleichbar: Sport macht den Körper leistungsfähiger, widerstandsfähiger, stärkt das Immunsystem und beugt damit Krankheiten vor. Coaching macht genau das mit der Seele. Und genauso, wie man mit Krankheit keinen Sport betreibt, sondern zum Arzt geht, hat Coaching nichts mit psychischer Erkrankung zu tun.

Aus systemischer Sicht ist es mir außerdem wichtig, Coaching und Training zu differenzieren. Trainer bringen Menschen spezifische Fähigkeiten bei – z.B. den richtigen Bewegungsablauf beim Sport oder die richtige Verkaufsstrategie im Handel. Dabei ist der Trainer oder die Trainerin Experte in seinem bzw. ihrem Feld. Es besteht also ein Wissensgefälle, das durch das Training zumindest partiell ausgeglichen werden soll. Als systemischer Coach grenze ich mich ausdrücklich davon ab, da ich naturgemäß nicht Experte für das Klientensystem bin oder sein kann. Stattdessen betrachte ich die Klienten selbst als Experten ihres Systems, wenn auch dieses Wissen häufig durch die biografische Entwicklung verschüttet wurde. Ich habe also keinesfalls die Absicht, Klienten zu zeigen „wie man richtig lebt“. Stattdessen möchte ich mit meinem systemischen Coaching dazu beitragen, dieses verschütt gegangene Klientenwissen wieder freizulegen und zugänglich zu machen. Meine Haltung dabei beschreibe ich als empathisch, offen, interessiert und wo es mir hilfreich erscheint auch fordernd und gelegentlich provokativ. All dies zielt darauf ab, wieder stimmiger und mehr im Einklang mit dem Selbst leben zu können.

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